Auf dem Weg zu einem gleichwertigen Miteinander – Kultur und Bildung im Dialog
Barrierefreiheit und gleichwertige Zugänglichkeit in der Gesellschaft werden immer aktuellere Themen. Obwohl es selbstverständlich ist, können Menschen mit Behinderungen bis heute in keinem Land der Erde gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben.
Neben den sicherlich vielerorts gegebenen Barrieren im Kopf ist es jedoch vor allem mit der Infrastruktur unserer Gesellschaften verbunden. Straßen, Häuser und alle Einrichtungen wurden jahrhundertelang nur für Menschen ohne körperliche oder geistige Einschränkungen konzipiert. Bis heute ist Barrierefreiheit keine Voraussetzung für eine Baugenehmigung.
Kultur und Bildungseinrichtungen sind hier keine Ausnahme. Mit 2-3 Rollstuhlplätzen im Publikum, einem flachen Zugang und ggf. einer für behinderten Menschen konform ausgestattete Toilette sind wir meist am Ende der gleichwertigen Zugänglichkeit zur Bildung und Kultur angekommen. Auf und hinter der Bühne ist die Situation meist noch schwieriger. Der Zugang zu Theater- oder Musikbühnen, die Arbeit in Bibliotheken oder Bildungseinrichtungen ist oft schwierig bis unmöglich: Barrierefreiheit ist auch hier die Herausforderung.
Wie immer gibt es auch bei diesem Thema Vorreiter: Menschen, die sich für das Thema Barrierefreiheit einsetzen, Initiativen bilden, Projekte initiieren und Praxisbeispiele umsetzen, wie Barrierefreiheit an Kultur- und Bildungsinstitutionen gelingen kann. Gerade in Deutschland gibt es aufgrund der aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema mehr Erfahrungen, Studien und einige beispieltragende Maßnahmen. Hier setzt unser Projekt an.
Wir wollen die bereits erarbeiteten Pilotinitiativen, Expert:innen in Barrierefreier Kultur und Bildung, ergänzt durch eine infrastrukturelle Perspektive mit Menschen in Armenien zusammenbringen, die Kultur- und Bildungseinrichtungen führen und sich immer wieder mit dem Thema Zugänglichkeit auseinandersetzen müssen zusammenbringen, um Impulse zu geben, Erfahrungen auszutauschen und Lösungsansätze zu diskutieren.
Vom 23. bis zum 26.10.2024 wird in Eriwan die Premiere zur Performance „Gemeinsame Sprache finden“ gezeigt. Das Stück, an dem 30 Kinder und Jugendliche beteiligt werden, setzt sich mit unserer vielfältigen Gesellschaft, den Gemeinsamkeiten und Unterschiedenen und der Auseinandersetzung mit dem Raum, den wir uns kreieren. „Gemeinsame Sprache finden“ will eine Welt kreieren, in der es trotz Sprachunterschiede, Behinderungen, Kriegstraumata u.a. eine gemeinsame Sprache gibt, die es nur zu finden gilt.
Ergänzen und passend zu der Premiere, wollen wir einen Dialog mit und zwischen den Kultur- und Bildungseinrichtungen initiieren, um auch bei den Verantwortlichen für die Möglichkeit einer Sprache Impulse zu setzen, einmal mehr eine gemeinsame für alle zugängliche Sprache und Struktur in Kultur und Bildung zu finden.
Datum: Die Veranstaltung findet am 25. Oktober 2024 statt, von ca. 11:00 bis 15:00 Uhr.
Ort: Goethe-Zentrum Eriwan (Mher Mkrtchyan 1, 0010 Eriwan)
Im Programm:
10:30 – 10:45 Begrüßung
10:45 – 12:30 Impulsvorträge von Dr. Christiane Schrübbers, Irmgard Badura und Dr. Kate Brehme.
12:30 – 14:00 Interaktive Diskussion
14:00 – 15:00 Netzwerkmöglichkeiten
Über die Expertinnen:
Dr. Kate Brehme, Kuratorin und Kunstvermittlerin mit einer Behinderung. Sie hat in Australien, Schottland und Deutschland an einer Reihe von Projekten, Ausstellungen und Veranstaltungen gearbeitet, darunter The Space Between (CLB Berlin, 2023), die abschließende Ausstellung von UNBOUND, Deutschlands erstem transdisziplinären Residenzprogramm für Künstler_innen mit und ohne Behinderung, Queering the Crip, Cripping the Queer im Schwules Museum (2022-2023) und The Hidden Project, ein Goethe Institut Kurs über zugängliches Kuratieren (2021-22). Seit 2017 zusammen mit ihren Kollegen leitet sie Berlinklusion, das Berliner Netzwerk für Zugänglichkeit in Kunst und Kultur.
Dr. Christiane Schrübbers, Museumspädagogin und Beraterin für Inklusion und Barrierefreiheit in Kultureinrichtungen und Museen. Seit 1981 beschäftigt sie sich mit der Ausbildung von Museumsführern und der Entwicklung von Methoden, die die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen berücksichtigen. Zu ihren Projekten gehören die Organisation von Tastführungen, Führungen in Gebärdensprache und die Anpassung von Museumstexten in Leichte Sprache. Sie war auch verantwortlich für die Erstellung der „Checkliste zur barrierefreien Konzeption und Gestaltung von Ausstellungen“. In ihrer Arbeit bezieht Christiane Schrübbers Menschen mit Behinderungen als „Experten in eigener Sache“ aktiv in die Beratung und Überprüfung der Barrierefreiheit von Ausstellungen ein.
Das Projekt wird gefördert und unterstützt von der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Armenien und dem Goethe-Zentrum Eriwan.